Das Andere - Kritik | Film 2022 | Moviebreak.de (2024)

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Kritik

Haben Sie den roten Stern abstürzen sehen?

Es sind nicht immer nur drogenkonsumierende Bären (Cocaine Bear), Werwölfe (Dog Soldiers), degenerierte Hinterwäldler (Wrong Turn) oder anderweitig gestörte Gestalten, die in wenig besiedelten Gegenden ihr Unwesen treiben. Stets darauf lauernd, über ihre nichtsahnenden Opfer herfallen zu können. Hin und wieder kann es auch vorkommen, dass die Gefahr extraterrestrischer Herkunft ist. Etwa so wie im Fall von Significant Other. Einem von dem Regie-Duo Dan Berk sowie Robert Olsen inszenierten Film aus dem Jahr 2022. Dieser stellt die mittlerweile fünfte gemeinsame Regiearbeit der beiden dar. Zuvor hatten sie zusammen, neben einem Fernsehkurzfilm u. a. die Werke Villains als auch Vampire Nation – Badlands verfilmt. Mit Das Andere, so der deutsche Titel, machen sie einen Abstecher in das Genre der Science-Fiction und stellen bereits in der ersten Filmminute klar, dass wir bzw. die beiden ProtagonistInnen es hier mit etwas fremdartigen Lebensform zu tun bekommen werden.

Handlungsschauplatz des Geschehens ist ein herbstliches Waldgebiet in den USA, dass Harry (Jake Lacy, Rampage) als Zielort für einen Campingausflug mit seiner Freundin Ruth (Maika Monroe, Tau) auserkoren hat. Dicht bewachsen ist es in saftige Grün- als auch kräftige Braun- und Orangetöne gehüllt. Das beeindruckende Zusammenspiel der Farben in Verbindung mit schier zum Himmel reichenden Bäumen ergibt ein ungemein stimmungsvolles Ambiente. Dieses wird im Laufe der Zeit noch um eine felsige Steilküste mit Blick auf die Weiten des Meeres sowie einen breiten Sandstrand ergänzt. Eingefangen wird die grandiose Naturkulisse von einer versierten Kameraführung, die sowohl vom Boden aus als auch aus der Luft heraus mit beeindruckenden Aufnahmen überzeugt. Unterstützt wird diese von verspielten Szenenübergängen, die sich ihrerseits harmonisch in das Gesamtbild einfügen. Da man um die Existenz einer außerirdischen Lebensform weiß, ist permanent eine unterschwellige Grundspannung vorhanden. Diese wird durch einige beunruhigende Szenen, wie etwa den Fund eines Tierkadavers, der von einer bizarren schwarzen Substanz überzogen ist, noch verstärkt.

Obwohl der Film über weite Strecken auf lediglich zwei Personen reduziert ist, wirkt die Handlung zu keiner Zeit schwerfällig oder gar zäh. Dies verdankt Significant Other den tollen schauspielerischen Leistungen der beiden HauptdarstellerInnen, die es nicht nur schaffen, ihren jeweiligen Figuren Leben einzuhauchen, sondern gleichwohl als langjähriges Liebespaar überzeugen. Die Chemie zwischen den beiden stimmt. Nähe sowie Vertrautheit werden von Monroe und Lacy glaubhaft transportiert, weswegen es erfreulich leichtfällt, Sympathie für die beiden Figuren zu empfinden und sich dementsprechend um sie zu sorgen. Doch so harmonisch die Beziehung der beiden im ersten Moment vielleicht erscheinen mag, es ist nicht alles nur rosarot. Dies zeigt sich spätestens, als Ruth eine Panikattacke erleidet und wir erfahren, dass sie sich in psychiatrischer Behandlung befindet. Als sich die Stimmung zwischen den beiden aufgrund eines Vorfalls verändert, ergeben sich daraus für den Zuschauenden einige seltsam anmutende Szenen.

Es ist etwas geschehen. Wir als ZuschauerInnen wissen es, da das Regie-Duo dahingehend eine klare Andeutung macht. Aber wir können es (noch) nicht so recht greifen. War bislang noch alles verhältnismäßig „normal“, so mutiert Significant Other zeitweise regelrecht zu einem gruseligen Psychothriller. Die sich daraus ergebenden Szenen sind ungemein fesselnd und münden in eins, zwei mächtig fetten What-the-Fuck-Momenten, die einen im ersten Moment völlig perplex zurücklassen. Eine weniger kryptische Beschreibung des merkwürdigen Geschehens ist an dieser Stelle, sofern man nicht zu viel verraten möchte, leider schier unumgänglich. Je weniger einem im Vorfeld bekannt ist, desto besser. Sobald Significant Other die Gründe für das Geschehene offenbart, schlagen die Atmosphäre wie auch die Tonalität des Films überraschend um. So wird die bisweilen ernstzunehmende Stimmung plötzlich wiederkehrend durch komödiantische Elemente unterwandert. Auf einmal fühlt sich Siginificant Other so ganz anders an. Auf seine aberwitzige Art fast etwas plump möchte man sagen, wobei sich ein humoristisch angehauchter Überlebenskampf entfaltet. Damit einhergehend offenbaren sich dem Zuschauenden einige wenige grafische Gewaltszenen, die trotz CGI-Einsatz recht ordentlich getrickst sind. Bombastische Actionsequenzen, einen hohen Bodycount sowie eine Vielzahl an Schauwerten sollten indes allerdings nicht erwartet werden.

Um noch einmal auf den abrupten tonalen Bruch in der Filmmitte zu sprechen zu kommen: Dieser wird definitiv nicht jedem zusagen! Dafür ändert sich die Stimmung des Films einfach zu sehr. Man darf sogar vielmehr davon ausgehen, dass der sich daraus ergebende Kontrast zwischen erster und zweiter Filmhälfte viele ZuschauerInnen regelrecht vor den Kopf stoßen wird. Womöglich können manche mit der zweiten Hälfte so rein gar nichts anfangen. Oder aber es ist umgekehrt und es ist gerade die zweite Filmhälfte, die zum Abfeiern einlädt. Hängt nun mal wie so oft mit den eigenen Präferenzen beziehungsweise der jeweiligen Erwartungshaltung zusammen. Auch im Hinblick auf die außerirdische Lebensform könnte sich Enttäuschung breitmachen. Ein innovatives Kreaturendesign, das einen zugleich verängstigt, anekelt und fasziniert, wird jedenfalls nicht gerade geboten. Dies ist allerdings auch nicht immer zwingend nötig.

Fazit

"Significant Other" ist ein in den Tiefen des Waldes angesiedelter Science-Fiction-Film mit Horrorelementen, bei dem ein campendes Pärchen auf eine außerirdische Lebensform trifft. Bei dem Werk des Regie-Duos Dan Berk sowie Robert Olsen handelt es sich um einen kleinen, leisen Genrevertreter, der durch zeitweise Undurchsichtigkeit und damit verbundene Überraschungen begeistert. Wunderschöne Naturaufnahmen sowie erfreulich überzeugende schauspielerische Leistungen runden das positive Gesamtbild ab. Allerdings dürfte ein tonaler Bruch die Zuschauerschaft spalten. Denn etwa ab der Hälfte des Films wird die zuvor ernst erzählte Geschichte plötzlich von komödiantischen Elementen unterwandert. Entweder findet man dies genial oder bescheuert. Dazwischen gibt es vermutlich nicht viel.

Kritik: Constantin Wieckhorst

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